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Funktionsweise eines Leichtflüssigkeitsabscheiders

13 min Lesezeit

Wie funktioniert eigentlich ein Leichtflüssigkeitsabscheider? Wofür braucht man ihn, und was ist der Unterschied zwischen den Abscheidersystemen A und B? Die Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie hier.

Ein Blick ins Innere

Leichtflüssigkeitsabscheider trennen durch Öl und/oder Benzin verunreinigtes Abwasser von den darin enthaltenen Leichtflüssigkeitspartikeln. Dies geschieht mittels eines großvolumigen Behälters, der wie folgt aufgebaut ist: 

1. Zulauf

Über den Zulauf wird das Abwasser von einer oder mehreren Ablaufstellen dem Abscheider zugeführt. 

Im Ölspeicher werden abgeschiedene Leichtflüssigkeiten zurückgehalten und bis zur Entsorgung gespeichert. 

Im Abscheideraum findet der Abscheideprozess der Leichtflüssigkeiten und des Schlamms vom Abwasserstrom statt. 

Im Schlammfang werden Sedimente und andere Sinkstoffe zurückgehalten und gespeichert. 

Der Koaleszenzfilter erhöht die Abscheideleistung des Abscheiders. 

Die Auslaufsperre verhindert, dass der Ölspeicher überlaufen und verunreinigtes Abwasser in die Kanalisation gelangen kann. 

Über den Auslauf wird das gereinigte Abwasser in eine Probenahmestelle und anschließend in den Kanal weitergeleitet. 

Was passiert in einem Leichtflüssigkeitsabscheider?

Die Funktionsweise von Leichtflüssigkeitsabscheidern beruht auf dem Schwerkraftprinzip: Aufgrund des Dichteunterschieds zwischen Wasser, Öl und Benzin sowie Schmutzpartikeln (Schlamm) trennen sich die verschiedenen Stoffe im Abscheidebehälter ganz von selbst. Mit einem Koaleszenzfiltereinsatz kann die Abscheideleistung bei Bedarf zusätzlich erhöht werden. 

Abwassereinleitung 
Das verunreinigte Abwasser wird in den Leichtflüssigkeitsabscheider geleitet, wo die Strömung aufgrund des großen Behältervolumens weitestgehend beruhigt wird.

Schlammschichtbildung 
Im strömungsberuhigten Behälter sinken Stoffe, die schwerer sind als Wasser, zum Boden und setzen sich im Schlammfang ab. 

Leichtflüssigkeitsschichtbildung 
Öl und Benzin steigen nach oben und bilden dort eine Leichtflüssigkeitsschicht, die im Abscheider zurückgehalten wird. 

Wofür Leichtflüssigkeitsabscheider eingesetzt werden?

Leichtflüssigkeitsabscheider kommen überall dort zum Einsatz, wo Abwasser durch Kraftstoffe und/oder Schmiermittel verunreinigt werden kann. Das trifft zum Beispiel auf Kfz-Gewerbe wie Tankstellen, Waschstraßen oder Werkstätten sowie Parkhäuser, Schrottplätze und Umfüllstationen zu. In solchen Betrieben ist es unbedingt notwendig, das Abwasser vorzubehandeln – nicht zuletzt, weil schon ein einziger Tropfen Benzin ausreicht, um einen Kubikmeter Wasser unbrauchbar zu machen. 

Koaleszenzabscheider

Worin unterscheiden sich Leichtflüssigkeitsabscheider der Systeme A und B?

Leichtflüssigkeitsabscheider des “Systems B” (ehemals Klasse II) arbeiten ausschließlich nach dem Schwerkraftprinzip. Diese Abscheider werden auch als Öl-/Benzinabscheider bezeichnet. In einem Leichtflüssigkeitsabscheider „System A” (ehemals Klasse I) ist zusätzlich ein Koaleszenzfiltereinsatz verbaut. Der Koaleszenzfiltereinsatz erhöht die Leistungsfähigkeit des Abscheiders, indem er auch kleinste Leichtflüssigkeitstropfen erfasst und dem Ölspeicher zuführt. Ein solcher Filtereinsatz kann auch verwendet werden, um einen Abscheider „System A“ nachträglich in einen Abscheider „System B“ umzuwandeln.  

Abscheider „System B“ dürfen bei der Prüfung gemäß DIN EN 858-1, Abschnitt 8.3.3 einen höchstzulässigen Gehalt an Kohlenwasserstoffen von 100 mg/l erreichen.  Bei Abscheider „System A“ beträgt dieser Wert 5 mg/l. Aus diesen unterschiedlichen Anforderungen lässt sich ableiten, dass der Abscheider „System A“ eine deutlich höhere Abscheidewirkung erzielt als der Abscheider „System B“. 

Ein Koaleszenzfilter am Auslaufbauwerk erhöht die Leistung des Abscheiders 

Unterschied Abscheider „Klasse A“ und „Klasse B“

Abscheider der „Klasse A“: 
höchstzulässiger Gehalt an Kohlenwasserstoff von 5 mg/l im Ablauf 

Abscheider der „Klasse B“: 
höchstzulässiger Gehalt an Kohlenwasserstoff von 100 mg/l im Ablauf 

Koaleszenz in Leichtflüssigkeitsabscheidern

Wenn Sie die Leistungsfähigkeit Ihres Leichtflüssigkeitsabscheiders steigern möchten, können Sie sich das physikalische Prinzip der Koaleszenz zunutze machen. Was genau man unter Koaleszenz versteht und wie die entsprechenden Filtereinsätze für Leichtflüssigkeitsabscheider funktionieren, erfahren Sie hier. 

Was ist Koaleszenz?

Unter Koaleszenz versteht man in der Physik das Verschmelzen voneinander getrennter Stoffe zu einer einzelnen Masse. Koaleszenz ist zum Beispiel dann zu beobachten, wenn sich mehrere Tröpfchen derselben Flüssigkeit gegenseitig berühren und zu einem größeren Tropfen verbinden. Abscheideranlagen mit Koaleszenzfiltereinsatz nutzen dieses Prinzip, um kleinste Leichtflüssigkeitspartikel abzuscheiden. 

Wie funktioniert ein Koaleszenzfiltereinsatz?

In einem Leichtflüssigkeitsabscheider mit Koaleszenzfiltereinsatz strömt zu behandelndes Abwasser gegen ein oleophiles („fettfreundliches“) Material wie zum Beispiel einen offenporigen PU-Schaumstoff. Im Abwasser enthaltene Leichtflüssigkeitspartikel lagern sich an dieses Material an und verbinden sich nach und nach miteinander. Da die Ölverbindungen im Vergleich zu kleineren Partikeln über mehr Auftriebskraft verfügen, steigen sie schließlich nach oben und werden dort von der Ölschicht aufgenommen. 

1. Ölfilmbildung
Nicht auftriebsfähige Leichtflüssigkeitspartikel werden gegen das Koaleszenzmaterial geleitet und verbinden sich dort zu einem Ölfilm. 

2. Auftriebseffekt
Sobald genug Partikel gebunden sind, lösen sich aufgrund des größeren Auftriebs einzelne Tropfen aus dem Ölfilm. 

3. Ölabscheidung 
Die gelösten Tropfen treiben zur Oberfläche, wo sie in die Ölschicht übergehen und somit entsorgt werden können. 

Selbsttätige Verschlusseinrichtung/Auslaufsperre

Öl-/Benzinabscheider sowie Koaleszenzabscheider sind serienmäßig mit einer selbsttätigen Verschlusseinrichtung ausgerüstet. Diese Einrichtung verhindert das Austreten von Leichtflüssigkeit in den Kanal, wenn die maximale Ölspeichermenge im Abscheider erreicht ist. Beim KESSEL-Leichtflüssigkeitsabscheider besteht diese Sicherung aus einem Schwimmer-Führungsrohr, das im normalen Betriebsfall mit Wasser gefüllt ist. Der Schwimmer ist so tariert, dass er im Wasser schwimmt und in der Leichtflüssigkeit (bis zu einer Dicht von 0,95 g/cm3) sinkt. Wird die maximale Ölspeichermenge erreicht, gelangt Öl durch seitliche Öffnungen in das Schwimmer-Führungsrohr. Der Schwimmer sinkt dann nach unten und verschließt zuverlässig den Ablauf des Abscheiders. 

Der selbsttätige Verschluss eines Abscheiders ist eine „Notbremse“. Löst er im Havariefall aus, ist der Abscheider außer Betrieb zu nehmen und zu warten. Leichtflüssigkeitsabscheider sind deshalb regelmäßig zu warten und im Bedarfsfall zu entsorgen. 

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