Worauf sollten Sie bei der Abwasserplanung von Ein- oder Zweifamilienhäusern achten?
Meistern Sie planerische Herausforderungen mit den Tipps unseres KESSEL-Experten.Bei einem schweren Unwetter oder Starkregen kann die Kanalisation die Wassermassen nicht schnell genug abtransportieren. Das Wasser drückt vom Kanal zurück in Wohnhäuser oder Geschäftsgebäude, nicht selten werden Räume im Keller oder Souterrain geflutet. Die Folgen: erhebliche Schäden mit hohen Kosten und nicht zuletzt viel Ärger. Eine Rückstausicherung verhindert wirksam das Eindringen von Wasser aus der Kanalisation ins Haus. Denken Sie deshalb daran, alle Ablaufstellen unter der Rückstauebene vor Rückstau zu schützen.
Grundsätzlich versteht man laut Norm DIN EN 12056-4 und DIN 1986-100 unter der Rückstauebene die höchste Ebene, bis zu der das Wasser in einer Entwässerungsanlage ansteigen kann. Häufig legen die Satzungen der zuständigen Behörde allgemeine Angaben zur Rückstauebene fest. Doch diese Bestimmungen sollten immer mit einem kritischen Auge geprüft werden. Orientieren Sie sich stattdessen besser an der Oberkante des Kanaldeckels. Aufgrund des möglichen Quelldrucks im Abwassernetz empfiehlt sich ein Sicherheitszuschlag von 15 cm. Bei einer Hanglage orientieren Sie sich bitte am nächsthöheren Kanaldeckel und geben noch 15 cm dazu. Weitere Informationen zur korrekten Bemessung der Rückstauebene erhalten Sie im KESSEL Treffpunkt Entwässerung auf YouTube.
Werden das Schmutz- und das Regenwasser in voneinander getrennten Leitungssystemen abgeführt, so spricht man von einem Trennsystem. Das bedeutet, in den Anschluss-, Fall- und Sammelleitungen für Schmutzwasser darf kein Regenwasser eingeleitet werden. Denn aufgepasst: Regenwasser im Gebäude birgt immer eine große Gefahr der Eigenüberflutung. Wenn das Regenwasser bei einem starken Niederschlag oder einer Verstopfung nicht schnell genug abgeleitet werden kann, sucht es sich den Weg des geringsten Widerstands um sich zu entspannen. Dies sind dann die Abwasseranschlüsse im Gebäude. Gerade bei dem Einsatz von Rückstausicherungen und Hebeanlagen ist deshalb darauf zu achten, dass dort Regenwasser und Schmutzwasser nicht gemeinsam angeschlossen wird!
Bei fäkalienhaltigem Schwarzwasser, auch Schwarzwasser genannt, müssen - immer in Fließrichtung gesehen - elektrische Rückstauverschlüsse des Typ 3 eingesetzt werden. Bei fäkalienfreiem Wasser (Grauwasser) können mechanische Rückstauverschlüsse des Typ 2 eingesetzt werden. Aber aufgepasst: Rückstauverschlüsse dürfen nur zum Schutz von Räumen untergeordneter Nutzung eingesetzt werden. Da es diese im heutigen Wohnungsbau so gut wie nicht mehr gibt, kommen diese meist nicht mehr infrage.
Die Hebeanlage ist ein altbewährtes Mittel, um Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene vor Rückstau zu schützen. Sie pumpt das Abwasser über eine Rückstauschleife ab, die zuverlässig verhindert, dass Wasser entgegen der Fließrichtung ins Haus eindringt. Für viele ist der Fall damit erledigt, wenn es um die Wahl einer Rückstausicherung geht - obwohl oft die richtigen Voraussetzungen bestünden, um mit einer umweltfreundlichen, ressourcenschonend Hybridlösung zu arbeiten. In beiden Fällen wird eine Abwasserentsorgung zu jeder Zeit - auch während eines Rückstaus - unterbrechungsfrei gewährleistet.
Alle Hebeanlagen, Hybrid-Hebeanlagen und Pumpstationen für fäkalienhaltiges Abwasser benötigen eine Lüftungsleitung, die mindestens in DN 70 über Dach geführt werden muss. Ausgenommen sind lediglich fäkalienfreie Hebeanlagen, die als offene Hebeanlagen auch in den Raum hinein be- und entlüftet werden dürfen.
Entwässerung für Ein- & Zweifamilienhäuser planen
Für Sie vorbereitet: Musterplanung und 3D-Modell.Wie kann eine gut durchdachte Abwasserplanung für ein Ein- oder Zweifamilienhaus aussehen? Wir zeigen es Ihnen anhand einer konkreten Musterplanung inklusive 3D-Modell.